+++ for the English version, please see dotmagazine.online+++
Wie sich Wolfsburg für die digitale Zukunft rüstet.
Daten sind die Grundlage der digitalen Gesellschaft. Mobility-as-a-Service-Angebote, kurz MaaS, bieten große Potentiale, die Verkehrswende in Deutschland weiter nachhaltig voranzutreiben. Eine erfolgreiche Integration und Zugang zu verschiedenen Mobilitätsdienstleistungen erfordert deren reibungslosen Austausch. Deshalb ist es wichtig, dass die verschiedensten Datenströme zusammengeführt, analysiert und für die Anwender nutzbar gemacht werden. Genau dies geschieht in der Offenen Digitalen Plattform. Mit dieser IoT-Datendrehscheibe leisten die Stadtwerke Wolfsburg und WOBCOM bereits heute einen wesentlichen Beitrag für eine nachhaltige, digital vernetzte Mobilität. Nicht nur in der Region Braunschweig-Wolfsburg, sondern weit darüber hinaus.
Wer hat sie noch nicht erlebt, die stressige Suche nach einem Parkplatz in der Stadt. Wäre es nicht praktisch, wenn eine App den nächsten freien Parkplatz und am besten noch die nächste freie Elektro-Ladesäule anzeigen würde? Zukunftsmusik? Nicht in Wolfsburg.
In den vergangenen Jahren wurde in Wolfsburg gezielt in Internet-of-Things-Sensoren, Konnektivität und eine zukunftsfähige Dateninfrastruktur investiert. Für deren Aufbau und Betrieb ist die Stadtwerke mit ihrer Tochtergesellschaft WOBCOM federführend verantwortlich. Beide Unternehmen entwickeln sich dabei mehr und mehr zu überregionalen Digitalisierungstreibern, die in einem nationalen und internationalen Partnernetzwerk Lösungen und Infrastrukturen planen, implementieren und optimieren, mit denen der Wert von Daten immer effizienter ausgeschöpft werden kann.
Smart, Sharing, Open – Leben und Bewegen im Morgen
Durch die Vernetzung der Mobilitätsbranche und das Teilen von Daten, können innovative und intelligente Produkte und Leistungen für die Mobilität der Zukunft entstehen. Das kann beispielsweise die Kombination typischer Mobilitätsdaten, wie die Auslastung von Parkhäuser oder die Verfügbarkeit von E-Ladesäulen, mit zusätzlichen aktuellen Daten zu Wetter oder Staus aufgrund einer Großveranstaltungen, wie etwa einem Fußballspiel, sein. Mit der Initiative #WolfsburgDigital hat sich die Stadt Wolfsburg mit zahlreichen Partnern, darunter Volkswagen, die Stadtwerke Wolfsburg und die WOBCOM, bereits 2016 auf den Weg gemacht, Daten für die digitale Stadtentwicklung nutzbar zu machen. Zur handlungsfeldübergreifenden Speicherung, Analyse und Nutzbarmachung der Vielzahl an Datenströmen braucht es allerdings urbane Datenplattformlösungen. Mit der Offenen Digitalen Plattform (ODP) haben Stadtwerke und WOBCOM eine technische Lösung geschaffen, Daten-Informationen aus unterschiedlichen Datensilos, die alle ihre Berechtigung haben, als kontextbezogene Informationen automatisiert zu erfassen und in entsprechende konsolidierte, wiederverwendbare und übertragbare Datenmodelle zu bringen. Die IoT-Datendrehscheibe ermöglicht, technologie- und ortsunabhängig, Daten von Stadt, Industrie und Wirtschaft auf einem neutralen Boden in den Kontext zu setzen. Dabei werden die vielen „Datenstückchen“ zu einem Ökosystem für alle Mobilitätsdaten zusammengefasst – immer mit dem Gedanken der maximalen Skalierbarkeit, Interoperabilität, Open Source und Datensouveränität. Die Nutzung von Mobilitätsdaten und Verkehrsinfrastruktur bietet dabei, etwa für Stadtverwaltungen zur Weiterentwicklung der eigenen städtischen Strukturen hin zu einer smarten Stadt oder um neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, zahlreiche Chancen.
Cyber-Risiken minimieren, Vertrauen stärken
Smarte Infrastrukturen erfordern jedoch auch neue Ansätze und Konzepte, um die mit der größeren Vernetzung einhergehenden neuen Angriffsflächen für Hacker zu minimieren. Neben leistungsfähiger Security-Software braucht es dabei ein dynamisch wachsendes Partnernetzwerk, um die IT-Infrastruktur kontinuierlich widerstandsfähiger zu machen. Dazu zählen auch neue Standards für einen sicheren, rechtskonformen, regelgesteuerten Datenaustausch und übergreifende Verarbeitung von Daten. Unter anderem aus diesem Grund haben die Stadtwerke und WOBCOM den ASTRID Innovation Hub gegründet. Er ermöglicht es, Produkte und Prozesse tatsächlich „neu zu denken“ und Lösungen auf Basis eines vertrauensvollen Datenaustausches zu finden, die Städte digitaler, Mobilität intelligenter, Industrie vernetzter und Anwendungen sicherer machen sollen. Offenheit, Transparenz und Vertrauen sind die Basis einer solchen vernetzten und sicheren europäischen Dateninfrastruktur, an deren Schaffung die Stadtwerke und WOBCOM in verschiedenen Initiativen, etwa dem Mobility Data Space oder Gaia-X, beteiligt sind. So hat sich beispielsweise das neue, europäische GEN-X Netzwerk das Ziel gesetzt, ein Rahmenwerk für Unternehmen und Institutionen unter europäischen Standards zu schaffen, das die sichere Speicherung, den Austausch und die Verarbeitung der Daten auf dezentralisierte und resiliente Weise ermöglicht.
Gamechanger „MaaS“: Mit Online-Diensten für Ordnung im Daten-Dschungel sorgen
Informationen, Dienstleistungen und Angebote im Sinne eines digitalen Ökosystems zu bündeln, kann dabei helfen, das Stadtgeschehen schneller, einfacher und reichweitenstärker zu kommunizieren und somit das städtische Alltagsleben zu erleichtern. Solche Mobility-as-a-Service-Angebote gelten dabei als typische Anwendungen von Mobilitätsdatenökosystemen. Sie vereinen beispielsweise verschiedene Verfügbarkeiten unterschiedlicher Verkehrsträger, Verkehrsflächen, Echtzeit-Fahrplandaten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und diverse Bezahlfunktionen – über online verfügbare Diensten und Applikationen gleichermaßen. Mit der „WolfsburgApp“ haben die Stadtwerke und WOBCOM GmbH im Auftrag und gemeinsam mit der Stadt Wolfsburg eine Smart-City Applikation entwickelt, die Daten und Sensoren verbindet, um Synergien und neue Serviceangebote rund um Mobilität, Dienstleistungen der Verwaltung, Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung und Neuigkeiten zum Stadtleben zu schaffen. Neben freien Park- und Lademöglichkeiten, können unter anderem Abholbenachrichtigungen für die Abfallentsorgung abgerufen werden.
Die Entwicklung und Funktionsweise der App liegt dabei vollends in kommunaler Hand, da die Funktionen auf Open-Source-Basis entwickelt worden ist. Damit erfüllt die im Rahmen des Förderprojekts „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digitalisierung“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) entwickelte Stadt-App die höchsten Anforderungen im Hinblick auf Skalierbarkeit, Datenschutz und Interoperabilität.
Für 2023 ist ferner die Integration weiterer Funktionen, wie beispielsweise das stadtweite Handyparken sowie die Integration von Echtzeitdaten des Wolfsburger Busverkehrs, vorgesehen. In der Folge richtet sich die „WolfsburgApp“ nicht mehr nur an Menschen, die hier leben, sondern zunehmend auch an jene, die nach Wolfsburg pendeln oder die Stadt besuchen.
Ausblick: Smarte Städte sind kollaborativ!
Der vermehrte Einsatz digitaler Technologien wird dazu beitragen, die Lebensbedingungen in Städten und Kommunen nachhaltig zu verbessern. Digitale Mobilitätskonzepte mit einer intelligenten Steuerung der Verkehrswege und Verkehrsmittel können dabei helfen, die Fortbewegung innerhalb einer Stadt für alle effizienter zu machen: Staus werden schneller aufgelöst oder sogar proaktiv vermieden, die Verkehrssicherheit wird grundlegend verbessert, das Pendeln und der Parkplatzsuchverkehr weniger stressig gestaltet. Durch die künftige Verfügbarkeit verkehrsmittelübergreifender Mobilitätsdaten, etwa von Verkehrsunternehmen, Carsharing-Anbieter oder E-Roller- und Ladesäulenbetreiber, können MaaS-Konzepte möglicherweise auch dazu beitragen, das Zusammenspiel von Menschen, Gütern, Verkehrsmitteln und Infrastruktur zu erleichtern und zu optimieren und somit unter anderem Emissionen (NOX, CO2, Lärm) zu senken. Dazu ist es erforderlich, dass auch sensiblere Daten, wie Mobilitäts- und Bewegungsdaten von Fahrzeugflotten und Fahrgastströmen für die organisationsübergreifende Nutzung, Verarbeitung und Verknüpfung mit weiteren Datenströmen zur Verfügung gestellt werden. Dazu braucht es selbstbestimmte Identitäten, Open-Source-Software und technische Datensouveränität: die Kernstücke der künftigen digitalen Infrastruktur in Europa. Durch jene Standards wird die Kontrolle über eigene Daten gewährleistet und die kommunenübergreifende Zusammenarbeit und Datennutzung gefördert.